Bereits seit mehreren Jahren gibt es eine intensive Kooperation zwischen den Besatzungen der Einsatzleitwagen der Freiwilligen Feuerwehren Wedel und Pinneberg. Mindestens zweimal pro Jahr werden gemeinsame Übungen abgehalten, in deren Rahmen die Zusammenarbeit für hoffentlich nur selten eintreffende Großschadenslagen geübt wird. Am 4. April 2011 stand wieder eine turnusmäßige Übung an. Da bereits vor einiger Zeit auch die Leitungsgruppe des ABC-Dienstes des Kreises Pinneberg mit ihrem Einsatzleitwagen betreffs einer gemeinsamen Übung angefragt hatte, entschied sich die Übungsleitung dieses Mal für eine umfangreiche Übung mit den drei Einsatzleitwagen aus Wedel und Pinneberg sowie vom ABC-Dienst auf dem Gelände der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne in Pinneberg. Um eine gegenüber reinen Funkübungen realistischere Darstellung zu erreichen, wurde das Übungsszenario so erweitert, dass auch jeweils ein Löschzug der Freiwilligen Feuerwehren Wedel und Pinneberg mit integriert wurde.
Das Übungsszenario sah so aus:
In den Abendstunden des 04.04.2011 ist ein Feuer im Gebäude der ehemaligen Großküche der Kaserne ausgebrochen. Mehrere Personen werden in den weitläufigen Keller- und Bunkerräumen vermisst. Die Einsatzstelle soll in zwei Einsatzabschnitte aufgeteilt werden. Im östlichen Abschnitt wird der Löschzug Pinneberg mit zwei Hilfeleistungslöschfahrzeugen unter Führung des Pinneberger Einsatzleitwagens eingesetzt. Im westlichen Abschnitt kommt die FF Wedel mit zwei Löschfahrzeugen sowie der Pinneberger Drehleiter unter Führung des Einsatzleitwagens des ABC-Dienstes zum Einsatz. Als übergeordnetes Führungsmittel für den Gesamteinsatzleiter dient der Einsatzleitwagen der FF Wedel.
Um 19:30 trafen die Einsatzkräfte aus Wedel, Pinneberg und vom ABC-Dienst an der Einsatzstelle ein. Nach einer ersten Erkundung wurden in den beiden EInsatzabschnitten Atemschutztrupps über verschiedene Zugänge in das Gebäude geschickt. Bei absoluter Dunkelheit und zusätzlich sehr dichtem künstlichem Rauch war das Vorgehen zur Personensuche für die Atemschutzgeräteträger eine sehr große Herausforderung, zumal der Funkkontakt nach draußen durch die Bunkerwände nicht immer möglich ist. Die Kameraden der FF Pinneberg kennen das Übungsobjekt bereits aus verschiedenen Übungen, für die Wedeler Kameraden war es die Hölle. Innerhalb kürzester Zeit kann man jegliche Orientierung verlieren und findet den Rückweg nur noch mittels Sicherungsleine oder ausgelegtem C-Schlauch. Um den Einsatzauftrag, die vermissten Personen zu suchen und zu retten, ausführen zu können wurden weitere Trupps unter Langzeitatemschutzgeräten in den Bunker geschickt. Mit den herkömmlichen Geräten war die Einsatzzeit zu kurz. Insgesamt kamen 16 Kameraden unter Atemschutz zum Einsatz, welche letztlich auch alle vermissten Personen auffinden konnten.
Für die Besatzungen der Einsatzleitwagen galt es die Informationen der Gruppen- und Zugführer aufzuarbeiten und diese an die Gesamt-Einsatzleitung weiterzuleiten. Im Einsatzleitwagen von Wedel wurde dann das Lagebild erstellt und die entsprechenden Befehle an die Einsatzabschnitte vergeben. Um die Besatzungen der Einsatzleitwagen vor immer wieder neue Herausforderungen zu stellen, wurden durch die Übungsleitung zusätzlich zu den Meldungen der Einsatzabschnitte noch weitere Anforderungen und Informationen über Funk eingespielt.
Zur Unterstützung des Atemschutzeinsatzes waren auch die Abrollbehälter Atemschutz der Feuerwehren Wedel und Pinneberg sowie die jeweiligen Atemschutzausbilder involviert. Letztere waren auch „heimlich“ im Gebäude unterwegs um vereinzelt den Atemschutzgeräteträgern neben den unübersichtlichen Räumen und der starken Verrauchung weitere Probleme zu bereiten. Dabei wurde auch ein Atemschutznotfall eingespielt. Ein Geräteträger bekam keine Luft mehr und musste durch die anderen Trupps schnellstens gerettet werden. Im Rahmen des „Übungsnotfalls“ kam es dann zu einem Missverständnis zwischen den Trupps und der Einsatzleitung. Letztere hatte den von den Trupps abgesetzte Funkspruch „Mayday, Mayday, Mayday“ (bundesweit nach der Feuerwehrdienstvorschrift geregelter Notruf für Atemschutzgeräteträger) für real gehalten und umgehend den Rettungsdienst mit Rettungswagen und Notarzt alarmiert. Da entgegen den Regeln der Funkkanal nach dem „Mayday“-Ruf nicht umgehend freigehalten wurde, dauerte es ein Weilchen, bis dieses Missverständnis aufgelöst werden konnte und der Rettungsdienst wieder abbestellt werden konnte. Es werden jetzt Regeln definiert, um zukünftig solche Fehler zu verhindern.
Als Zuschauer konnten wir neben einigen Kameraden der eingesetzten Wehren auch Gäste aus Halstenbek begrüßen, die sich die Führung mittels mehrerer Einsatzleitwagen anschauen wollten.
Nach dem Ende der Übung wurden die Fahrzeuge wieder einsatzbereit gemacht und an der Hauptfeuerwache Pinneberg die Übung bei einer kleinen Stärkung besprochen.