In der Zeit vom 17. bis zum 19. Juli 2002 zog das Tiefdruckgebiet „Claudia“ über Norddeutschland hinweg. „Claudia“ kam aus dem Mittelmeer, wo es durch die feuchtwarme Luft dort ordentlich Wasser auftankte, und zog westlich der Alpen gen Norden. Normalerweise ziehen diese Tiefdruckgebiete im Osten an den Alpen vorbei und regnen sich im Odertal ab. „Claudia“ bescherte dem Norden ungeahnte Regenmengen (im Harz bis zu 175 Liter pro Quadratmeter, in Schleswig-Holstein um die 110 Liter). Durch diese Wassermassen im gesamten Norden führte die Elbe Hochwasser. Dies führte dazu, dass das Wasser in der Haseldorfer Marsch nicht in die Elbe ablaufen konnte. Da gleichzeitig große Wassermengen vom Geestrücken (Segeberger Raum) in die Marsch liefen, kam es dort zu großflächigen Überschwemmungen.
Die Freiwillige Feuerwehr Haseldorf wurde bereits am Donnerstag morgen gegen 7:00 Uhr zu den ersten Lenzeinsätzen gerufen. Nachdem immer mehr Keller voll liefen, mehrere Obstplantagen überfluteten und ein Ende nicht absehbar war, wurde mittags die GEO (Gemeinsame Einsatzführung Ort) des Kreises Pinneberg alarmiert. Damit lief der größte Feuerwehreinsatz seit der Schneekatastrophe 1977 an. Die Kreisbereitschaft des Kreises Pinneberg wurde ebenso alarmiert, wie verschiedene THW Ortverbände aus dem Kreis Pinneberg, aus Hamburg sowie aus Bremen Ost (die Kameraden kamen mit einer 12 Kubikmeter Pumpe). Durch diese starken Kräfte wurde eine Pumpenleistung von mehreren 10.000 Litern pro Minute erreicht. Am Freitag Nachmittag wurden dann zusätzlich noch Kreisbereitschaften aus den Kreisen Dithmarschen und Segeberg alarmiert, so dass dann eine Pumpenleistung von mehr als 100.000 Liter pro Minute erreicht wurde. Diese Maßnahmen sowie ein Ende der Regenfälle am Freitag Abend führten dann letztlich in der Nacht zum Samstag zu stabilen Pegelständen, die am Samstag Nachmittag dann auch endlich zurück gingen. Dieser Großeinsatz war dann am Samstag Abend beendet.
Ein paar Zahlen:
– Einsatzkräfte: ca. 350 Personen aus ca. 30 Freiwillige Feuerwehren des Kreises Pinneberg, 2 Kreisbereitschaften aus Dithmarschen und Segeberg mit je 10 Fahrzeugen, Technisches Hilfswerk, Deutsches Rotes Kreuz (zur
Verpflegung)
– Material: Mehr als 5 Kilometer B-Schlauch
– Kraftstoffe: ca. 15.000 Liter Diesel, 3.700 Liter Benzin
– Verpflegung: ca. 3500 Essensportionen
Die Freiwillige Feuerwehr Pinneberg war von Donnerstag Nachmittag bis Samstag Abend durchgängig mit drei Fahrzeugen (2 x LF 8, 1 MTW) unddurchschnittlich sieben Einsatzkräften im Einsatzabschnitt Deichreihe tätig. Das Personal wurde in drei Schichten ausgetauscht, so dass insgesamt ca. 50 Kameraden im Einsatz waren. Unser Wehrführer war in dieser Zeit, von einigen Schlafpausen abgesehen, in der GEO tätig.
Am Sonntag Nachmittag (21.07.02) kam es dann infolge eines starken Gewitterregens im Stadtgebiet Pinneberg zu ca. 10 Lenzeinsätzen. Überwiegend waren wieder Keller voll Wasser gelaufen. Hier kamen sechs Fahrzeuge mit 25 Kameraden zum Einsatz.
Am Montag, dem 22.07.02 wurden drei Züge der Kreisbereitschaft des Kreises Pinneberg zur Unterstützung in den Kreis Steinburg alarmiert. In derGemeinde Grönland (zwischen Elmshorn und Itzehoe) drohte ein aufgeweichter Sommerdeich einer übervollen Wetter zu brechen. Unter den 80 Feuerwehrleuten aus dem Kreis Pinneberg waren auch wieder 14 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Pinneberg mit drei Fahrzeugen.
Parallel zu dieser Nachbarschaftshilfe wurden auch wieder die örtlichen Kräfte in der Haseldorfer Marsch mit Pumpen und dem Wechselladerfahrzeug unterstützt. Dort waren durch den Gewitterregen vom Sonntag sowie weiteren nachlaufenden Wassermassen vom Geestrücken die Pegelstände wieder angestiegen, so dass auch dort wieder in geringerem Umfange als vergangene Woche gepumpt werden musste.
So also sieht der Sommer 2002 aus! Statt Flächenbränden infolge zu langer Schönwetterperioden müssen wir uns mit Zuständen wie nach einer Sturmflut im Winter beschäftigen. An dieser Stelle ein Dank an alle Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter für diese Einsätze freigestellt haben!