Von: Michael Bunk, Kreisfeuerwehrverband Pinneberg

Datum: Sonnabend, 8. September 2012, 9.30 Uhr Einsatzort: Elmshorn, Klaus-Groth-Promenade, alter Güterbahnhof

Elmshorn – Rund 300 Einsatzkräfte verschiedener BOS haben am Sonnabend bei einer Katastrophenschutzübung des Kreises Pinneberg den Ernstfall geübt. Angenommen war ein Bahnunfall größeren Ausmaßes mit 80 Verletzten im Bereich des ehemaligen Elmshorner Güterbahnhofs (s. u.). Darunter waren allein 120 Feuerwehrkräfte aus sechs Wehren – darunter auch die FF Pinneberg mit dem Gerätewagen Bahn, einem Rüstwagen und einem Löschfahrzeug -, dem ABC-Dienst sowie der Technischen Einsatzleitung (TEL). Zahlreiche Gäste und Pressevertreter begleiteten die mehrstündigen Übung.

Ein Schwerpunkt der Übung war die Koordination der Einsatzkräfte auf einem relativ kleinen Gebiet. Besondere Schwierigkeit war die Ordnung des Raums, weil es nur eine schmale Zufahrtstraße gab.

Die Feuerwehrkräfte waren für die Rettung der Personen auf der Gleisanlage zuständig. Die ehrenamtlichen Helfer trugen zahlreiche „Verletzte“ zum Ablageplatz, wo sie weiter betreut wurden. DRK und Rettungsdienst sorgten für den Abtranport zum Behandlungsplatz auf dem Gelände der Firma Dölling, wo die Patienten kategorisiert und schließlich in die Kliniken gebracht wurden. Auch dieser Part wurde bis zum Ende nach realistischen Zeitvorgaben durchgespielt.

Eine besondere Herausforderung für die Einsatzkräfte war die zunächst unklare Lage, ob und welche Gefahrstoffe an Bord des verunglückten Zuges waren. Dadurch konnte die eigentliche Personenrettung erst verzögert stattfinden.

„Die Einsatzkräfte mussten im Rahmen der Übung ein sehr realitätsnahes Szenario abarbeiten. Eine der besonderen Herausforderungen war der sehr enge Raum auf dem sich das Übungsszenario abgespielt hat. Das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Einheiten hat gut geklappt“, so das Fazit von Uwe Koltzau, Fachdienstleiter Sicherheit und Verbraucherschutz beim Kreis Pinneberg, zu dem auch der Katastrophenschutz gehört. „Eine ausführliche Auswertung der Übung erfolgt in den nächsten Tagen. Die Analyse der Übung ermöglicht uns eine noch bessere Vorbereitung auf einen möglichen Ernstfall.“

„Mein Dank geht an die zahlreichen ehrenamtlichen Kräfte, die die Übung unterstützt haben“, so Lutz Degener, stellvertretender Landrat des Kreises Pinneberg, der die Übung als Beobachter verfolgt hat.

Folgendes Szenario hatten die Einsatzkräfte zu bewältigen Am 8. September 2012 stehen auf dem Gleis 117 auf dem alten Güterbahnhof Elmshornzwei Waggon der Bahn, bestehend aus einem Flachwagen und einem geschlossenen Wagen. Der Flachwagen ist nicht beladen. Der geschlossene Wagen ist mit Chemikalien beladen. Durch einen Defekt in den Behältern tritt eine Flüssigkeit aus und verursacht eine Rauchentwicklung.

Die Gleisanlage wird von den Bürgern gerne als Abkürzung von der Klaus-Groth-Promenade zur Bockelpromenade benutzt. Parallel zu den Bahngleisen verläuft eine Zuwegung zu einer Handelsfirma.

Bürger die gerade den Bahnkörper überqueren wollen, bemerken die Rauchentwicklung an dem Güterwaggon. Ein Bürger versucht in die Nähe des Waggons zu gelangen um seine Neugier zu befriedigen. Er bekommt Atemnot und versucht zu seinem Freund, der am Flachwagen steht, zurückzukommen. Auf der Zufahrtsstraße zur Handelsfirma kommt ein PKW-Kombi mit 4 Personen besetzt Richtung Klaus-Groth-Promenade gefahren. Der Freund des Verletzten will den PKW anhalten. Der Fahrer erschrickt sich und verliert die Kontrolle über sein Fahrzeug. Er kommt nach links von der Straße ab. Auf dem Schotter am Bahngleis schleudert er auf den Freund zu und erfasst ihn. Der PKW schleudert gegen den Flachwagen und bleibt schräg auf diesem liegen. Durch den Rauch und den Lärm am alten Güterbahnhof werden weitere Passanten angelockt und überqueren die Gleise.

Durch einen technischen Defekt im Stellwerk Elmshorn wird die Regionalbahn Hamburg-Altona – Elmshorn– Neumünster beim Verlassen des Bahnhofes Elmshorn auf ein Abstellgleis am alten Güterbahnhof Elmshorn geleitet. Dabei erfasst der Zug 6 Personen, die sich auf dem Gleiskörper aufhalten. Die Regionalbahn kommt trotz Vollbremsung erst am Prellbock des Gleises Nr.115 zum Stehen. In der RB sind zur Zeit des Unfalls ca. 50 Personen, plus Lokführer und Zugbegleiter.

Der Fahrdienstleiter vom Stellwerk Elmshorn verständigt die Leitstelle der Feuerwehr und des Rettungsdienstes. Gleichzeitig wird der Notfallmanager der Bundesbahn und die Bundespolzei in Kenntnis gesetzt.

Die Leitstelle alarmiert die Freiwillige Feuerwehr Elmshorn mit einem Zug Technische Hilfe und den Rettungsdienst mit Org.-Leiter, LNA. ein NEF und zwei RTW von der Wache Elmshorn. Die Gleise Nr. 115 und 116 haben eine Oberleitung. Da die Gleise erst gesperrt und der Strom abgestellt und die Oberleitungen geerdet werden muss, werden weitere Rettungsmittel in zwei Bereitstellungsräume beordert.

Ein Hubschrauber der Bundespolizei, der gerade im Bahnüberwachungsflug eingesetzt ist, wird zur Unfallstelle beordert, um Luftbilder der Unfallstelle zu fertigen.

Bereitstellungsraum für den Rettungsdienst und DRK ist der Parkplatz der Fa. Alsan Horst-Hahnenkamp Horsterlandstr.11.
Bereitstellungsraum der FFW und des THW ist der Parkplatz der Firma der Firma Kraft Foods am Ende des Lönswegs.

Die Mitarbeiter der Technischen Einsatzleitung Kreis Pinneberg betreiben an der Rettungswache Elmshorn gerade eine Fortbildung in erster Hilfe. Der Leiter der TEL bietet der FFW Elmshorn sofort seine Unterstützung mit Personal und Material an.

Das Deutsche Rote Kreuz hat an diesem Samstag Mitarbeiter der Kreisverwaltung zwecks Überprüfung der vom Kreis Pinneberg gestellten Materialien in der Unterkunft zu Gast. Daher ist der BHP 50 einsatzbereit. Er bekommt sofort den Auftrag den BHP aufzubauen und einsatzbereit zu machen. Das THW Elmshorn wird zur Unterstützung des DRK alarmiert.