Einsatznummer:
86
Einsatzzeit:
15. April 2004, 13:17 Uhr
Einsatzort:
Pinneberg, Nienhöfener Straße
Stichwort:
z Ehemalige Stichworte > FEUER, Großobjekte
Einsatzdauer:
8 Stunden 43 Minuten
Mannschaftsstärke:
294
Fahrzeuge:
ELW 2, 2. MTW (2004), 3. MTW, 1. LF 8 (1992), RW 2, WLF, AB-AS, 1. LF 16 (1987), 2. LF 16 (1986), 2. LF 8 (1985), DLK 23/12 (1996), PKW (2002), TLF 24/50 (1984), TroTLF 16 (1989), ABC-Zug, FF Elmshorn, FF Halstenbek, BF Hamburg, Kreisfeuerwehrzentrale, FF Quickborn, FF Schenefeld, FF Wedel

Einsatzbericht

Die Leitstelle West in Elmshorn alarmierte die Feuerwehr Pinneberg mit den beiden Löschgruppen aus Waldenau am 15.04.2004 um 13:14 Uhr. Gemeldet wurde eine starke Rauchentwicklung aus der Kühlhalle der EDEKA im Ortsteil Waldenau. Schon auf der Anfahrt ließ die Wehrführung aufgrund der weithin sichtbaren Rauchsäule die Nachbarwehren aus Schenefeld und Halstenbek alarmieren. Dem zuerst eintreffenden LF16 aus Waldenau bot sich ein dramatisches Bild. Über der im Vollbrand stehenden Lagerhalle stieg eine dicke schwarze Rauchsäule auf. Die 110 Mitarbeiter des EDEKA-Fleischwerkes konnten sich rechtzeitig ins Freie begeben, somit bestand keine Gefahr mehr für die Angestellten. Die nacheinander eintreffenden Fahrzeuge konnten sich auf das Schützen des angrenzenden Fleischwerkes und der dort abgestellten sieben Lkw konzentrieren. Die erste Brandabriegelung wurde mit Wasser aus der öffentlichen Trinkwasserversorgung (ca. 5.000 Liter pro Minute) durchgeführt. Hierfür wurden alle zur Verfügung stehenden Unterflurhydranten, sowie der Bohrbrunnen auf dem Gelände angezapft. Aufgrund der nicht ausreichenden Wasserversorgung wurden die Tanklöschfahrzeuge aus Quickborn, Elmshorn und Wedel angefordert. Die Wehren aus Schenefeld und Halstenbek unterstützten die Pinneberger Kräfte beim Aufbau der Wasserversorgung aus der ca. 500m entfernten Düpenau. Aus diesem Flüsschen wurden pro Minute ca. 7.000 Liter Wasser entnommen, um über sieben parallel betriebene Schlauchleitungen die Strahlrohre und Werfer an der Brandstelle mit Wasser zu versorgen.

Der Löschangriff auf das Brandobjekt wurde mit den Wenderohren von vier Drehleitern, vier Werfern von den Tanklöschfahrzeugen sowie mit zwei tragbaren Monitoren durchgeführt. Zum Schützen des Fleischwerkes wurde ein Hydro-Schild eingesetzt. Mit zahlreichen C- und B- Strahlrohren wurde der Außenangriff unterstützt. Wegen der enormen Hitze und einstürzender Gebäudeteile war es nicht möglich, einen Innenangriff durchzuführen. Um ausreichend Schlauchmaterial und Atemluftflaschen vor Ort zu haben, wurde der Schlauchwagen des Kreisfeuerwehrverbandes Pinneberg angefordert.

Durch die anwesenden Mitarbeiter bekamen die Rettungskräfte wichtige Informationen zu den Gefahren, die von dem Gebäude ausgehen. So befand sich in dem Objekt eine Trafostation, sowie eine große Kühlanlage mit dem Kältemittel R22. Um eine Gefährdung von Mensch und Umwelt auszuschließen wurde der ABC-Dienst des Kreises Pinneberg an die Einsatzstelle gerufen. Die Spezialisten für gefährliche Stoffe nahmen Rauchgasmessungen im Umfeld der Schadenstelle vor, um die Einsatzleitung bezüglich der Gefährlichkeit der Brandgase zu beraten. Die Stadtwerke aus Pinneberg und Halstenbek sperrten das Betriebsgelände von der Energiezufuhr ab. Zur Begutachtung des verunreinigten Löschwassers trafen die Mitarbeiter der unteren Wasserbehörde des Kreises Pinneberg ein. Die Schadstoffkonzentration war unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte, weshalb keine weiteren Maßnahmen von Seiten des Kreises angeordnet worden sind. Als Vorsichtsmaßnahme legte das THW Ölschlengel auf der Düpenau aus.

Das Medieninteresse an diesem Großfeuer war so gewaltig, dass die eintreffenden Hubschrauber von der Polizei weggeschickt worden sind und der Luftraum über der Einsatzstelle gesperrt wurde. Die Rotoren der Hubschrauber drückten die Rauchschwaden nach unten und gefährdeten so die Einsatzkräfte und die Einwohner des Ortsteiles Waldenau. Während des Einsatzes gab Wehrführer Uwe Kuhlmann den anwesenden Medienvertretern zahlreiche Interviews.

Um 16:31 Uhr wurde von der Einsatzstelle Feuer aus gemeldet. Die 3.000qm große Kühl- und Lagerhalle wurde komplett vernichtet. Die Außenwände des 33 Jahre alten Gebäudes bestanden aus Trapezblech, isoliert mit Styropor. An den Innenwänden befand sich eine Holzkonstruktion. In der Halle lagerten ca. 350 Tonnen gefrorenes und verpacktes Fleisch in vermutlich tausenden von roten Plastikkisten. Diese Kombination sorgte für eine hohe Brandlast. Ab diesem Zeitpunkt konnten nach und nach die Nachbarwehren aus dem Einsatz entlassen werden.
Um den Brandschutz in Pinneberg sicherzustellen wurde das TroTLF16 frühzeitig aus dem Löschangriff freigestellt und stand somit für kleinere Einsätze auf Pinneberger Stadtgebiet zur Verfügung.

Die Verpflegung der insgesamt über 290 Einsatzkräfte aller Organisationen wurde von der EDEKA vor Ort übernommen. Im Angebot befanden sich Kaltgetränke sowie Kaffee, Würstchen, verschiedene Salate und Gulaschsuppe.
Nach einer Lagebesprechung entschied sich die Einsatzleitung das Stahlbetonständerwerk sowie die aufgesetzten Träger mit dem Bagger einzureißen. Jetzt konnten die letzten Brandnester von der verbliebenen Brandwache der Löschgruppen aus Waldenau abgelöscht werden. Die Einsatzstelle wurde um 21:15 Uhr an den Eigentümer übergeben. Die einrückenden Fahrzeuge wurden nach dem Einrücken wieder betankt, gereinigt und für die nächsten Einsätze bestückt.

Die Polizei teilte einen Tag später mit, dass ihren Ermittlungen zu Folge ein technischer Defekt im Bereich der Elektroinstallation innerhalb der Kühlhalle zu dem verheerenden Feuer führte.