Einsatznummer:
20100175
Einsatzzeit:
17. August 2010, 01:15 Uhr
Einsatzort:
Mühlenstraße
Stichwort:
z Ehemalige Stichworte > Feuer groß (ab 4C)
Einsatzdauer:
12 Stunden 26 Minuten
Mannschaftsstärke:
62
Fahrzeuge:
ELW 2, 2. MTW (2004), 3. MTW, TLF 20/40-SL, 1. LF 8 (1992), LF 10/6, LF 20/16-P, 1. HLF 20/16, 2. HLF 20/16, RW 2, WLF, AB-AS, GW-N, DLK 23/12 (1996), PKW (2002)

Einsatzbericht

Am 17.08.2010 um 1:15 wurde die Freiwillige Feuerwehr Pinneberg über Funkmeldeempfänger zu einem Feuer in der Produktion eines Dachbaustoffwerks in der Pinneberger Mühlenstraße alarmiert. Bei dem betroffenen Betriebsteil handelt es sich um einen zweigeteilte ca. 70 mal 80 Meter große Halle mit einer Deckenhöhe von ca. 8 Metern, in der zur Zeit des Brandausbruchs die Vorbereitungen für das Anfahren der Produktion liefen. Mitarbeiter konnten noch schnell den Kessel mit dem flüssigen Bitumen verschließen, bevor sie wegen der schnellen Brand- und Rauchausbreitung das Gebäude verlassen mussten.

Seitens der Leitstelle wurde bereits das Alarmierungsstichwort „FEU G“ = „Feuer größer als Standard“
ausgelöst. Bereits bei Ankunft des Einsatzleitwagens mit dem Wehrführer um 1:19 war das Feuer teilweise durch das Dach gebrochen. Daraufhin wurde um 1:21 Vollalarm für die Freiwillige Feuerwehr
Pinneberg ausgelöst sowie die Freiwillige Feuerwehr Halstenbek mit einer zweiten Drehleiter alarmiert. Der erste vorgehende Angrifftrupp konnte noch in die erste Halle vordringen und Löschmaßnahmen einleiten, allerdings war die Rauchschicht unter der Decke bereits so stark erhitzt, dass sie kurze Zeit später durchzündete und somit die gesamte Halle im Vollbrand stand. Ab diesem ZEitpunkt war ein betreten der Halle nicht mehr möglich.

Durch die Feuerwehrkräfte wurde eine umfangreiche Löschwasserversorgung aus dem öffentlichen Hydrantennetz sowie aus der direkt hinter dem Werksgelände verlaufenden Pinnau aufgebaut. Eine im westlichen Bereich direkt an die brennende Produktionshalle angrenzende Lagerhalle konnte durch den massiven Einsatz von handgeführten Strahlrohren sowie Werfern gehalten werden. Besondere Gefahren gingen von einem direkt angrenzenden Transformatorenhaus, einem Heizöllager sowie den für eine solche Produktionsstätte üblichen Rohrleitungen aus. Im weiteren Verlauf des Einsatzes kam es auch zu dem Einsturz einer Außenwand sowie des Daches der betroffenen Halle auf nahezu der gesamten Fläche.

Um 1:50 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr Appen zur weiteren Unterstützung auch mit Atemschutzgeräteträgern alarmiert. Um noch besser an die Brandnester im mittleren Bereich der Halle herankommen zu können, wurde um 1:55 Uhr noch die Freiwillige Feuerwehr Elmshorn mit ihrem Teleskopmastfahrzeug alarmiert.

Da durch die eingestürzte Außenwand der Halle das mit Bitumen und Löschschaum versetzte Löschwasser in die Pinnau ablief, wurde das THW alarmiert um eine Ölsperre zu legen. Um den Schadstoffgehalt der Rauchwolke, die in Richtung Appen zog, zu messen und zu beurteilen, wurde der ABC-Dienst des Kreisfeuerwehrverbandes Pinneberg an die Einsatzstelle beordert. Glücklicherweise konnten in bewohnten Gebieten keine gefährlich erhöhten Schadstoffwerte gemessen werden. Trotzdem wurden die Anwohner vorsorglich aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Da durch den massiven Schaumeinsatz die Reserven der sich an der Einsatzstelle befindlichen Wehren zur Neige gingen, wurde noch nachts Schaummittel von dem Hersteller in Hamburg-Billbrook zur Einsatzstelle geholt.

Wiederholt zeigte sich bei diesem Einsatz der Vorteil des CAFS-Systems. Dabei wird dem Löschwasser ein geringer Anteil Schaummittel sowie Druckluft zugeführt. Insbesondere die stark erhöhte Wurfweite der
Strahlrohre ermöglichte den Löscherfolg auch in schwer zugänglichen Bereichen der Halle. Ein betreten der Halle war schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt aufgrund der nachgebenden Gebäudestrukturen nicht möglich.

Ab 6:00 Uhr wurden die Nachbarwehren nach und nach aus dem Einsatz entlassen. Teile der Pinneberger Kräfte waren noch bis ca. 13:30 Uhr mit Nachlöscharbeiten beschäftigt.

Kräfte
FF Pinneberg: 70 Kräfte mit 14 Fahrzeugen
FF Halstenbek: 31 Kräfte mit 5 Fahrzeugen
FF Appen: 42 Kräfte mit 5 Fahrzeugen
FF Elmshorn: 20 Kräfte mit 4 Fahrzeugen
ABC-Dienst Kreis Pinneberg: 20 Kräfte mit 5 Fahrzeugen
THW Pinneberg: 20 Kräfte mit 5 Fahrzeugen
Rettungsdienst: RTW, OrgL
DRK Pinneberg: KTW
Polizei und Kripo
Pressesprecher
Ergänzung: Trotz der durch das THW ausgebrachten Ölsperren auf der Pinnau gelangten beträchtliche Mengen Bitumen und Ölgemisch in den Fluss und breiteten sich im Laufe des Tages bis zur Mündung aus. Das Sperrwerk zur Elbe wurde geschlossen um eine weitere Ausbreitung auf die Elbe zu verhindern. Mehrere Feuerwehren sowie das THW waren bis zum Abend des nächsten Tages mit der Beseitigung beschäftigt. Auch etliche Boote mussten gereinigt werden.