1991
Auf der Jahreshauptversammlung der Wehr am 25. Januar 1991 wurde Karl Rathje zum vierten Mal zum Vizewehrführer gewählt.
Eine Kontrolle der Feuerwehrunfallkasse brachte es an den Tag. Die jahrelang bei allen Einsätzen getragene Schutzbekleidung war für den Atemschutzeinsatz, also für den Innenangriff, nicht zugelassen. Alle auf dem Markt befindlichen Schutzanzüge wurden getestet und die Wahl viel auf einen Schutzanzug aus schwer entflammbaren NOMEX III © Obermaterial, eine Zwischenlage aus GORE-TEX © und einem wärmenden Innenfutter. Das Problem: Dieser Anzug war nach der Feuerwehr-DIN nicht zugelassen. Nach Bittgängen bei der Feuerwehrunfallkasse in Kiel und einem Antrag auf Sondergenehmigung, konnte die Feuerwehr Pinneberg als erste im Kreis diese Schutzbekleidung beschaffen. 4 Jahre später war diese Schutzbekleidung Norm.
1992
Nach 1 ½ Jahren Vorbereitung und Planung mit der Feuerwehr der Partnerstadt Rockville im US-Bundesstaat Maryland kam vom 15. bis zum 25. Mai 1992 eine 14-köpfige Delegation zu Besuch. Ein umfangreiches Programm wurde den Gästen aus der Schwesterstadt geboten. Neben Besuchen in Hamburg, Lübeck, des Seefahrtmuseums in Bremerhaven und einer Rundfahrt durch den Kreis Pinneberg, fand am Sonnabend ein Festball im Hotel Cap Polonio statt. Nach einer rauschenden Ballnacht ging es am Sonntag zur Kreisfeuerwehrzentrale nach Tornesch-Ahrenlohe, wo die Rockviller Ehrengäste bei der Festveranstaltung zum 100-jährigen Jubiläum des Kreisfeuerwehrverbandes Pinneberg waren. Ein Gegenbesuch der Pinneberger Feuerwehr in Rockville war für den kommenden Oktober geplant.
Am Sonnabend, dem 29. August richtete ein Großfeuer einen Millionenschaden beim Beig-Verlag am Damm an. Durch Schweißarbeiten im Bereich der abgehängten Decke der Druckplattenherstellung wurde das Feuer entzündet und breitete sich in der alten Holzkonstruktion rasend schnell aus. Nur durch den schnellen, beherzten Einsatz der Pinneberger Feuerwehr konnte ein wesentlich größerer Schaden verhindert werden.
„Man muss die Feste feiern wie sie fallen“, heißt es in einem bekannten Spruch. Das wurde am 26. September 1992 auch praktiziert. 25 Jahre Hauptfeuerwache, ein neues LF 8 und die Dankeschön-Veranstaltung des Beig-Verlages waren Grund genug zum Feiern.
In diesem Jahr konnte auch wieder eine Fahrzeugersatzbeschaffung nach Plan durchgeführt werden. Neu beschafft wurde ein LF 8 der Firma Schlingmann auf Mercedes-Benz-Fahrgestell 814. Dieses Fahrzeug dient überwiegend der Wasserversorgung und führt Materialen für Lenzeinsätze mit. Weiterhin dient es der Jugendfeuerwehr zur Ausbildung.
Mit 34 Personen reiste am 3. Oktober 1992 eine Pinneberger Delegation zum Gegenbesuch zur Partnerstadt Rockville. Eine Woche Rockville und eine Woche Florida standen auf dem Programm, das zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde. Bestehende Freundschaften wurden vertieft und neue aufgebaut. Viele davon bestehen heute noch.
Nach über 1 ½ Jahren intensiver und umfangreicher Renovierungsarbeiten wurde das TLF 16 offiziell am 29. November 1992 wieder als Museums-Fahrzeug in Dienst gestellt. In einer kleinen Feierstunde dankte Wehrführer Kuhlmann dem Chefrestaurator Rainer Jürgensen mit seinen vielen Mitstreitern für die unermüdliche Arbeit. Das alte Fahrzeug war zu einem echten Schmuckstück geworden.
Das Jahr 1992 endete und 1993 begann mit einer Serie von Brandstiftungen. Innerhalb von 33 Stunden über den Jahreswechsel musste die Wehr 5-mal zum gleichen Gebäude in der Elmshorner Straße ausrücken, weil es immer wieder angesteckt wurde.
1993
Im Jahr 1993 hatte es zwei große Neuerungen in der Wehr gegeben. Zum Ersten wurden vier Frauen in die Wehr aufgenommen und zum Zweiten begann das Computer-Zeitalter.
Die Pinneberger Wehr war die zweite Wehr nach Helgoland, die Frauen in den aktiven Dienst übernommen hatte. Die EDV-Anlage wurde, mit Kosten in Höhe von 30.000 DM, aus den Mitteln des Förderungsringes beschafft.
Am 1. Juli ging bei Umbauarbeiten ein großes, reetgedecktes Einfamilienhaus im Ortsteil Waldenau in Flammen auf. Bei Eintreffen der Wehr stand das gesamte Dach im Vollbrand. Durch einen massiven Wasserwerferangriff konnte das Feuer innerhalb von 15 Minuten gelöscht werden. Lediglich der Dachstuhl des schönen Hauses musste erneuert und wieder mit Reet eingedeckt werden.
1994
Mit einem Ehemaligentreffen am 10. April 1994, einen „Tag der offenen Tür“ am 11. Juni und dem Landeswettbewerb um die Leistungsspange der Jugendfeuerwehren wurde das 30-jährige Bestehen der Jugendfeuerwehr Pinneberg gefeiert.
1995
Das Jahr 1995 bescherte der Wehr die meisten Einsätze in ihrer Geschichte. Neben dem „normalen Einsatzgeschehen“ kam es in den frühen Morgenstunden des 10. Juli zu einem noch nie dagewesenen Unwetter über Teilen des Kreises, wobei die Stadt Pinneberg mit Abstand am schlimmsten betroffen war. Sintflutartige Regenfälle ließen die Gullydeckel auf den Wasserfontänen tanzen, 1.300 Blitze in einer halben Stunde – ein in Norddeutschland noch nie dagewesenes Gewitter – 4 heiße Blitzeinschläge, Blitzeinschlag in der Hauptfeuerwache, so dass sämtliche Telefone – einschließlich Notruf 112 ausfielen, kniehohes Wasser auf den Straßen und über 150 vollgelaufene Keller. Das war die Bilanz des Jahrhundertunwetters. Die Feuerwehren aus Appen, Borstel-Hohenraden, Halstenbek, Kummerfeld, Prisdorf, Quickborn, Rellingen und Tangstedt sowie das THW Pinneberg waren teilweise bis zum Nachmittag eingesetzt, um die Schäden zu beheben.
Bereits 3 Tage später brach das nächste Unwetter über Pinneberg herein. Zwar nicht ganz so stark wie am Anfang der Woche, jedoch 50 Einsätze in 5 Stunden waren auch zu verzeichnen. Das Jahr 1995 endete mit der Rekordzahl von 450 Einsätzen. Allein 204 Einsätze wurden in den beiden vorgeschriebenen Tagen gefahren.